Nachbericht: Lesung „Die Schönheit der Differenz“ mit der Autorin Hadija Haruna-Oelker und Diskussion mit Miguel Vicente, dem Beauftragten der Landesregierung Rheinland-Pfalz für Migration und Integration am 13. September


Mainz hat viele Gesichter und ebenso viele Geschichten. In ihnen spiegelt sich die „Schönheit der Differenz“, die immer wieder fragt: „Wie genau wollen wir zusammenleben?“. Mit dieser Frage beschäftigt sich die Frankfurter Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Moderatorin Hadija Haruna-Oelker. In Ihrem Buch „Die Schönheit der Differenz“ skizziert sie eine Welt, in der es Wege gibt, um neue Räume zu schaffen, eine Sprache zu finden und ein Verständnis füreinander zu entwickeln. Eine Gesellschaft, in der Menschen bereit sind, gängige Routinen zu hinterfragen. Das Buch ist ein Plädoyer, Vielfalt als Bereicherung der Gesellschaft anzusehen, geschmückt mit persönlichen Erlebnissen und gesellschaftspolitischen Perspektiven. Am 13. September las Sie verschiedene Ausschnitte aus ihrem Buch im Haus des Erinnerns – Für Demokratie und Akzeptanz vor und reflektierte diese anschließend in einem Gespräch mit Juliana Albuera-Hanoumis, Pädagogische Assistentin im Regionalbüro Rheinland-Pfalz / Saarland der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Zunächst las Hadija Haruna-Oelker einen Ausschnitt vor, in dem sie von einem ihren Initialmomenten sprach. Diese Momente beinhalten Auslöser, die zu einem selbstreflektierten Nachdenken animieren. Man spielt Situationen erneut durch, bei denen eine Irritation oder eben Unterschiede gespürt hat und hinterfragt seine Gefühle und Reaktionen. Dabei ist es ein Privileg, wenn man entscheiden kann, ob man sich mit dieser Differenzerfahrung seines Gegenübers auseinandersetzen will oder nicht. Der Begriff „Differenz“ ist dabei für sie kein negativ besetztes Wort, sondern ein wissenschaftlicher Begriff, zu dem die meisten zunächst keine Haltung haben. Indem sie ihrem Buch den Titel „Die Schönheit der Differenz“ gab, verdeutlicht sie ihre Haltung zu diesem Begriff. An diesem Abend fand ein Austausch über viele Begriffe statt, die diese Erfahrungen und Eigenschaften von Menschen versuchen zu beschreiben. So zum Beispiel auch der Begriff der „Intersektionalität“. Dieser besagt unter anderem, dass ein Mensch nicht nur durch ein ihm zugeschriebenes Merkmal definiert ist, das ihn oft in eine von der Gesellschaft konstruierte Schublade steckt, sondern durch viele verschiedene. Somit können Menschen in den unterschiedlichsten Situationen mal privilegiert und mal benachteiligt sein. Dessen muss man sich durch Selbstreflektion stets bewusstwerden, um seine Gegenüber besser verstehen zu können. Nach dem ersten Kapitel begann zu diesen Themen die erste Podiumsrunde, in der auch Miguel Vicente, Beauftragter der Landesregierung Rheinland-Pfalz für Migration und Integration beteiligt war. Es ging hierbei primär um die Frage, ob dieses multiperspektivische Prinzip ein neues Konzept bzw. eine neue Idee sei, oder ob dies schon länger auch in der Politik Thema ist. Deutlich wurde vor allem, dass von Ausgrenzung und Vorurteilen alle betroffen sind und sich somit jeder selbst hinterfragen und seiner eigenen Position in der Gesellschaft bewusst machen muss.

Anschließend ging man zu einem konkreten Beispiel über, an dem Unterschiede zu Hass und folgend zu Gewalt wurden und besprach die Frage, wie man solch ein Ereignis verarbeitet. Frau Haruna-Oelker las einen Abschnitt zu dem Anschlag in Hanau, und ihren Gedanken und Gefühlen dazu, vor. Wichtig hierbei ist es zu bemerken, dass wir hinterfragen müssen, wie man an solche Taten gedenkt und aus welchen Perspektiven. Wie werden solche Taten von etablierten Medien und Parteien dargestellt und welche Worte und Begriffe werden verwendet? Hier zeigt sich, dass Sprache wichtig ist und damit Eingeständnisse einhergehen können. Um einschneidende Erlebnisse, wie diese zu verarbeiten, brauche es eine starke Zivilgesellschaft und eine engagierte Leitung von oben. Die einzige wirksame Strategie ist es sich zusammenzuschließen und dann gemeinsam weitere Gegenstrategien zu bilden. In vielen Staaten seien die Grundstrukturen der Demokratie jedoch unterwandert und in Frage gestellt worden. Gerade was das Wohl der kommenden Generationen angehe, sei es schwierig, da diese keine Lobby haben. Dies alles zeige auf, wie wichtig es ist Unterstützung zu haben und eine wehrhafte Demokratie aufzubauen. Dies gelinge nur, wenn man beim Thema bliebe, dass man vertritt, sich informiert und vorbereitet und in einfacher Sprache dieses anderen näher bringt: „Kindern bringt man bei, dass man Spielzeug teilt, Erwachsene haben das oft verlernt“, so ein Zitat aus der Diskussion. Der Abend regte zu vielen Denkanstößen an und zeigte auf, wie wichtig und schön Differenz sein kann und was wir alle tun können, um diese schön wahrzunehmen. Anschließend wurden diese Diskussionen mit den circa 50 Anwesenden bei Snacks und Getränken weitergeführt und einige kauften eine Ausgabe des Buches beim Büchertisch von „Erlesenes und Büchergilde“ Mainz und ließen sich diese von der Autorin Hadija Haruna-Oelker signieren.

Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung und im Rahmen der interkulturellen Woche statt.

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