Georg Forster

geb. Johann Georg Adam Forster

27. November 1754–10. Januar 1794

Naturforscher, Weltreisender, kurfürstlicher Universitätsbibliothekar, Mitglied des Mainzer Jakobinerklubs und Vizepräsident des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents

Foto: StAMz


Georg Forster gilt als einer der bedeutendsten deutschen Ethnologen, Reiseschriftsteller und Naturforscher. Aber nicht nur als Forscher und Weltreisender ist Forster bekannt, sondern auch als einer der führenden Köpfe der Mainzer Republik.

Geboren wurde er am 27. November 1754 in der Nähe von Danzig in eine protestantische Pfarrerfamilie. Bereits früh begleitete er seinen Vater auf Reisen und publizierte schon 1767 sein erstes Buch, eine Übersetzung eines russischen Geschichtsbuches ins Englische. Ab 1772 war Forster drei Jahre lang Teil der Weltumseglung von James Cook, die die Reisenden auf dem Schiff Resolution an den Rand des südlichen Eismeeres, die Hebriden, die Osterinsel und Tahiti führte. Sein umfassender und bedeutender Reisebericht mit dem Titel „A voyage round the world“ machte den damals 22-jährigen Forster berühmt. Darin ergänzte er die Texte seines Vaters mit eigenen Anmerkungen sowie mit Zeichnungen von entdeckten Pflanzen und Vögeln. Zurück in Europa erhielt Forster zunächst eine Professur für Naturgeschichte am Collegium Carolinum in Kassel. 1785 heiratete er Therese Heyne, die Tochter des Göttinger Philologen, eine geistreiche und selbständige Frau. Nach seiner Professur in Wilna, nahm er dann 1788 die Stelle des Bibliothekars an der Kurfürstlichen Universität zu Mainz an. Er trat seinen Dienst mit großem Eifer und innovativen Ideen an, empfand die Arbeit jedoch bald als unbefriedigend. Vor allem konnte er nicht erreichen, dass die zersplitterten Büchersammlungen aus den säkularisierten Klöstern in einem eigenen Bibliotheksgebäude zusammengeführt wurden. Forster selbst gab zu dieser Zeit wohl ein Sechstel seiner – im damaligen Vergleich sehr guten – Einkünfte von 1.800 Gulden für Bücher und Schriften aus. Sein Haus in der Neuen Universitätsstraße war ein Treffpunkt der deutschen Intellektuellen jener Zeit, auch Goethe und die Humboldts waren hier zu Gast. Mit dem jungen Alexander von Humboldt reiste er 1790 den Rhein hinunter, nach Belgien, England und Paris, wobei er hier die Auswirkungen der Französischen Revolution miterlebte. Ein Jahr zuvor hatte er nach dem Sturm auf die Bastille bereits folgendes in Bezug auf die Revolution festgehalten:

„Schön ist es aber zu sehen, was die Philosophie in den Köpfen gereift und dann im Staate zustande gebracht hat. […] Also ist es doch der sicherste Weg, die Menschen über ihre Rechte aufzuklären; dann gibt sich das übrige wie von selbst.“

Mit der Eroberung von Mainz durch revolutionäre französische Truppen am 21. Oktober 1792 gründete sich der Mainzer Jakobinerklub. Nach anfänglichem Zögern trat Forster diesem bei. Schnell wurde er einer der führenden Köpfe des Klubs und war so aktiv beteiligt an der Gründung der Mainzer Republik. Forster wurde im März 1793 darüber hinaus zum Vizepräsidenten des Rheinisch-Deutschen Nationalkonvents gewählt. In einer seiner Reden konnte er die Abgeordneten des Konvents überzeugen, sich unter den Schutz Frankreichs zu begeben und sich mit der Französischen Republik zu vereinen. Er sprach:

„Ihr habt die ganze Tyrannei im rheinisch-deutschen Volke mit einem mächtigen Schlag zu Boden gestreckt und die Fahne der Volkssouveränität an dem befreiten Rheinufer aufgepflanzt. Männer, der erste Schritt ist getan; aber der zweite muß folgen […], sprechet das große entscheidende Wort: Die freien Deutschen und die freien Franken sind hinfüro ein unzertrennlich Volk!“

Man entsandte ihn gemeinsam mit Adam Lux und André Patocki nach Paris, um den Beschluss persönlich zu überbringen. Zu einer Umsetzung des Beschlusses kam es allerdings nicht mehr: Während sich Forster noch im revolutionären Paris aufhielt, hatten deutsche Truppen Mainz zurückerobert. Nicht nur die Phase der Mainzer Republik war damit beendet. Für Forster bedeutete dies, dass er nicht mehr zurückkehren konnte. Im Dienst der französischen Regierung blieb er als Emigrant in Paris und verstarb dort nur 39-jährig am 10. Januar 1794.


Die Mainzer Republik

1789 brach in Paris und ganz Frankreich die Französische Revolution aus. Dies sollte eine Zeitenwende für ganz Europa mit sich bringen. Die Ideen von Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit waren also keine rein französische Erfindung. Auch in Mainz gab es 1789 vor allem in universitären Kreisen aufgeklärte Bürger, die mit den Entwicklungen in Frankreich sympathisierten.

1792 schwappte die Revolution dann endgültig nach Mainz über. Nachdem Frankreich die Schlacht bei Valmy gegen die deutschen Koalitionstruppen gewonnen hatte, rückten die französischen Truppen schnell bis zum Rhein und somit auch nach Mainz vor. Die deutschen Soldaten waren vor allem preußische und österreichische Truppen, die versuchten, die monarchische Ordnung in Europa weiterhin zu stabilisieren. Unter General Adam Philippe de Custine wurde die unbesetzte Mainzer Festung schließlich am 21. Oktober 1792 eingenommen. Der Mainzer Adel hatte sich bereits einige Tage zuvor aus der Stadt begeben. Am 23. Oktober 1792 kam im Kurfürstlichen Schloss die „Gesellschaft der Freunde der Freiheit und Gleichheit“ zusammen, die nach französischem Vorbild demokratisch-liberale Ansichten in Flugblättern und Zeitungen verbreitete. In dieser Gesellschaft fanden vor allem Geistliche, Lehrer, Ärzte und Universitätsangehörige Gehör – unter ihnen auch Georg Forster.

Custine ließ zunächst im Namen Frankreichs verkünden, dass die Bevölkerung nun frei wählen dürfe, welchen politischen Weg sie nun einschlagen möge. Am 15. Dezember 1793 wurde jedoch von Paris aus verkündet, dass allen Völkern, welche zum alten System zurückkehren werden, die Feindschaft erklärt werde. Außerdem wurden von Paris aus Kommissare geschickt, welche bei der Administration helfen sollten. Zudem kam es zu öffentlichen Festakten auf denen „Freiheitsbäume“ aufgestellt wurden und die Verwaltung der Städte Mainz, Worms und Speyer, welche zunächst noch weiterarbeiten durfte wurde ausgetauscht.

Vom 24. bis 26. Februar 1793 wurden die ersten Wahlen abgehalten. In ca. 270 Gemeinden in der Pfalz und Rheinhessen durften alle arbeitenden Männer ab 21 Jahren nach Leistung eines Eides Ortsvorstände für den „Rheinisch-Deutschen Nationalkonvent“ wählen. In vielen ländlichen Gemeinden war das Interesse jedoch sehr gering. In Mainz selbst wählten von ca. 4.600 Wahlberechtigten nur ca. 8%. Besonders die Zunfthandwerker boykottierten die Wahlen, da ihnen mit dem Abgang des Hofes viele Aufträge wegfielen. Außerdem wurden Repressionen nach einer möglichen Rückkehr des Hofes befürchtet.

Am 17. März 1793 trat schließlich mit dem „Rheinisch-Deutsche Nationalkonvent“ das erste nach demokratischen Grundsätzen gewählte Parlament auf deutschem Boden im Mainzer Deutschhaus zusammen. Von den 270 Gemeinden waren ca. 130 gewählte Vertreter gekommen. Nachdem zunächst die Unabhängigkeit erklärt wurde, wurde am 21. März 1793 die Vereinigung mit der Französischen Republik verabschiedet, da man sich so Schutz vor den wieder vorrückenden deutschen Koalitionstruppen erhoffte. Bevor die Mainzer Delegation aber in Paris ankam, um um die Vereinigung zu bitten, war Mainz schon von preußischen Gruppen umgeben und wurde belagert. Nachdem über 5.000 Soldaten und ca. 20 Zivilisten bei dieser Belagerung ums Leben kamen, kapitulierten die französischen Besatzer schließlich am 23. Juli 1793. Die wichtigsten Verantwortlichen des Konvents wurden schließlich in der Festung Königsstein inhaftiert, falls ihnen nicht die Flucht gelang oder sie bereits von der Mainzer Bevölkerung gelyncht worden waren. Damit war auch das Ende der Mainzer Republik besiegelt, die aus heutiger Sicht einen wichtigen Teil der deutschen Demokratiegeschichte darstellt.



Literaturhinweise

Berkessel, Hans/ Mattheus, Michael/ Sprenger, Kai-Michael (Hrsg.): Die Mainzer Republik und ihre Bedeutung für die parlamentarische Demokratie in Deutschland, Nünnerich-Asmus, Oppenheim 2019.

Goldstein, Jürgen: Georg Forster. Zwischen Freiheit und Naturgewalt, Matthes & Seitz, Berlin 2015.

Jochhheim, Gernot: 18. März 1793: Ausrufung der Mainzer Republik, URL: <https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/info-aktuell/195470/18-maerz-1793-ausrufung-der-mainzer-republik/ > [aufgerufen am 08.03.2022].

Scheel, Heinrich (Hrsg.): Die Mainzer Republik. Band 3. Die erste bürgerlich-demokratische Republik auf deutschem Boden, Berlin 1989.

Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V./ Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz: Auf den Spuren der Demokratie durch Mainz. Die Mainzer Republik, bearb. v. Heike Alles, Hedwig Brüchert, Dominik Kasper, Mainz 2019.

Vorpahl, Frank: Der Welterkunder. Auf der Suche nach Georg Forster, Galiani, Berlin 2018.

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