Nachbericht: Ausstellungseröffnung mit Vortrag: „Es lebe die Freiheit! Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus” am 11. September


In der zweiten Hälfte dieses Jahres setzt sich das Haus des Erinnerns – Für Demokratie und Akzeptanz mit dem Themenschwerpunkt „Kindheit und Jugend in der NS-Zeit” auseinander. Dieser begann mit der Einführung in die Sonderausstellung „Es lebe die Freiheit! Junge Menschen gegen den Nationalsozialismus” am 11. September. Viele junge Menschen verfielen den Ideen des NS-Regimes. Nur eine Minderheit zeigte den Mut, im Alltag „Nein“ zu sagen oder Widerstand zu leisten. Diesen jungen Menschen, die aus verschiedenen sozialen und politischen Milieus entstammten und die auf ganz verschiedene Arten Widerstand leisteten, widmet sich diese Ausstellung des Studienkreises Deutscher Widerstand 1933–1945 e.V.

Thomas Altmeyer, Wissenschaftliche Leitung beim Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945, freier Referent in der Jugend- und Erwachsenenbildung unter anderem mit den Schwerpunkten NS-Zeit und Widerstand und Mitglied des Sprecherrates der Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen in Hessen, führte zunächst allgemein in die Ausstellung, ihren Aufbau und das Thema des jugendlichen Widerstandes ein. Anschließend wählte er einzelne Biografien aus, die exemplarisch verschiedene Arten des Widerstandes aufzeigten, von offenen Demonstrationen, der Herstellung und Verteilung verbotener Schriften oder auch der Verweigerung des Hitler-Grußes. So vielfältig wie die Arten des Widerstands waren, waren auch die Schicksale und Folgen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Wera Jeske, ein ehemaliges BDM-Mädchen, welches in Konflikt geriet und die Lehren der Nationalsozialisten aufgrund ihres Glaubens anfing zu hinterfragen und sich in verschiedenen Momenten für ihren Glauben und gegen BDM-Befehle entschied, sagte dazu: „Wenn man standhaft bei seiner Meinung blieb, bedeutete das in dieser Zeit zwar großes Risiko, aber es gab doch die Möglichkeit, sich durchzusetzen, zumindest in kleinen Dingen.“

Ein großes Augenmerk wurde auch auf die unterschiedlichen Hintergründe der Widerständler*innen gelegt. Viele kamen aus Arbeitermilieus und waren Teil von politisch anders eingestellten Jugendgruppen, die durch die Nationalsozialisten verboten wurden. Somit gab es viele, die aufgrund von Ausgrenzung und politischer Verfolgung statt sich anzupassen in den Widerstand. Andere waren Teil von Verfolgten-Gruppen der Nazi-Ideologie und wehrten sich deshalb im Widerstand. Auch Subkulturen spielten eine große Rolle, wie zum Beispiel die Musikrichtung des Swing. Hier ist auch fraglich, ob die Verbote dieser Subkulturen zum Widerstand führten, oder ob der Widerstand zu den Verboten führte. Gerade im Jugendalter versucht man anders zu sein und sich abzugrenzen, was nicht in die Nazi-Ideologie und ihre Jugendpolitik passte. Doch auch ehemals Anhänger*innen oder Mitglieder der Nazi-Jugendverbände fanden den Weg in den Widerstand. Die anschließende Diskussion mit den rund 25 Besuchenden zeigte großes Interesse an den unterschiedlichen Schicksalen und Mechanismen des Widerstandes. Die Ausstellung und einzelnen Schicksale waren bis zum 29. September im Haus des Erinnerns- Für Demokratie und Akzeptanz zu sehen.

Diese Veranstaltung fand im Rahmen der SchUM-Kulturtage 2023 Mainz und der interkulturellen Woche statt.

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