Nachbericht: „Gemeinsam gegen Antisemitismus & Antiziganismus für Betroffenenperspektiven & Solidarisierungen – Meldestellen im Dialog“ vom 21. September


Am 21. September stellten sich im Haus des Erinnerns – Für Demokratie und Akzeptanz verschiedene Melde- und Dokumentationsstellen vor. Als erstes stellte Susanne Urban alle Meldestellen vor und informierte über den Ablauf des Abends. Zunächst stellten sich die Melde- und Dokumentationsstelle für menschenfeindliche Vorfälle in Rheinland-Pfalz (m*power), danach die die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bundesverband (RIAS) und zum Schluss die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus in Rheinland-Pfalz (MIA-RLP) vor. Anschließend berichteten Betroffene über ihre Erfahrungen und gingen dann in ein Podiumsgespräch mit Susanne Urban über.


Jessica Andel stellte zunächst die Strukturen und Zugehörigkeiten der Meldestelle m*power vor. Dann gab sie einen genaueren Einblick in die Arbeitsprinzipien und Unterstützungsangebote der Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Rheinland-Pfalz. Danach wurde Solinet – Beratung gegen Hass und Gewalt im Netz in Rheinland-Pfalz vorgestellt und anschließend auf die Melde- und Dokumentationsstelle für menschenfeindliche Vorfälle in Rheinland-Pfalz eingegangen. In diesem Zusammenhang wurde aufgezeigt, welche Phänomene zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit gehören und wie mit einer Meldung genau verfahren wird, die bei ihnen eingeht. Zum Schluss wurde noch die Melde- und Dokumentationsstruktur erklärt.


Tanja Kinzel präsentierte den Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus vor. Sie berichtete exemplarisch von gemeldeten Vorfällen, um aufzuzeigen, wie vielfältig antisemitische Übergriffe sein können. Verschiedene Arten des Antisemitismus wurden vorgestellt und gezeigt, dass es für Betroffene ein alltagsprägendes Phänomen ist. Für die Mehrheitsgesellschaft ist es deshalb wichtig dieses anzuerkennen und die Betroffenenperspektive wahrzunehmen. Auch Taten außerhalb der Strafbarkeitsgrenze müssen dokumentiert werden, um auf die weitreichenden Auswirkungen aufmerksam zu machen. Oft gibt es nämlich eine Diskrepanz zwischen Berichtetem und abstrakter Einschätzung. Anschließend wurden die Arbeitsstandarts von RIAS und Statistiken über den Anstieg, die Verteilung und Typen von antisemitischen Vorfällen vorgestellt. Gerade bestimmte Gelegenheitsstrukturen begünstigen verschiedene Arten des Antisemitismus und Verschwörungsideologien, wie zum Beispiel Kriege oder Krisen. Außerdem wurden die verschiedenen Orte von antisemitischen Vorfällen aufgezeigt und die Bildungsarbeit und Netzwerke von RIAS aufgeführt.


Dr. Andra Draghiciu stellte die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus in Rheinland-Pfalz (MIA-RLP) vor. Zunächst wurde der Weg zur Meldestelle und ihre Arbeit vorgestellt. Besonders anschaulich sind die animierten Videos, die auf der YouTube-Seite von MIA-RLP über Antiziganismus aufklären. Auch hier werden nicht nur Meldungen aufgenommen, sondern diese verarbeitet und eine Verweisberatung durchgeführt. Gleichzeitig werden durch die Videos Aufklärung und Sensibilisierung für das Thema vorangetrieben. Mit der Arbeit der Meldestellen werden die Verbreitung und Entwicklung von Antiziganismus, Antisemitismus und Rassismus systematisch erfasst und dokumentiert. Außerdem erhalten Betroffene Hilfe und Beratung. Die Wichtigkeit dieser Stellen und ihre Arbeit ist unbestreitbar.

Anschließend berichteten Betroffene den über 30 Anwesenden von ihren Erfahrungen mit Antiziganismus und Antisemitismus. Diese Erfahrungen zeigten erneut auf, wie brisant und aktuell die Themen sind. Betroffene müssen in vielen Alltagssituationen fürchten ausgegrenzt oder gar angegriffen zu werden. Gerade für Kinder und in Schulen finden sich viele Vorfälle wieder, die zeigen, wie wichtig eine frühe Sensibilisierung ist. Auch Erlebnisse mit der Polizei verdeutlichen, wie so das Vertrauen in Institutionen oder Recht geschwächt werden kann. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion kam es zu einem spannenden Austausch darüber, wie man dem vorbeugen könnte und welche Probleme auch strukturell bestehen. Es wurde der Wunsch nach einer Institutionalisierung und damit einer Anerkennung und finanziellen Sicherung der Meldestellen geäußert. Außerdem wurde der Wunsch nach mehr Selbstreflektion jedes Einzelnen gefordert. Wir danken allen Anwesenden für den spannenden Austausch und den Betroffenen für den Mut und das Vertrauen ihre Geschichten mit uns zu teilen.

Eine Kooperationsveranstaltung mit m*power, MIA RlP und RIAS Hessen.

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