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Der lange Schatten des deutschen Kolonialismus. Verdrängung, Verleugnung, Umdeutung

16 Oktober, 18:30 - 20:00

Gedenkplakette für Heinrich Vogelsang, der im Auftrag des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz in Südwestafrika (dem heutigen Namibia) die einheimischen Nama um ihr Land betrog und damit die Voraussetzung für die Proklamierung der ersten deutschen Kolonie schuf. Die Plakette befindet sich bis heute auf der Haifischinsel, wo die deutsche Kolonialverwaltung später ein Konzentrationslager für die Einheimischen betrieb, in dem zahlreiche Menschen starben. © Florian Pfeil

 

Vortrag von Prof. Dr. Henning Melber mit anschließender Diskussion

Auch Deutschland war Kolonialmacht. Henning Melber wirft einen schonungslos aufklärenden Blick auf die Geschichte deutscher Verbrechen gegen die Menschlichkeit und den gegenwärtigen Umgang. 

Das viertgrößte überseeische Kolonial­reich der Welt war von 1884 bis 1914 das des Deutschen Kaiser­reichs. Dennoch ist diese Tat­sache kaum bekannt. Während in Frank­reich und Groß­britan­nien bereits seit Längerem Debatten über die Aus­wir­kungen des Impe­riums auf ehe­malige Kolo­nien und die kolo­nisier­ten Gesell­schaften statt­finden, ist der Um­gang mit dem deutschen Impe­ria­lis­mus erst in jüngerer Zeit in das Interesse der Öffent­lich­keit ge­rückt. Erst 2015 räumte die deutsche Regierung erstmals halb­herzig ein, dass die in den Jahren 1904-1908 in der Siedler­kolonie Deutsch-Süd­west­afrika (heutiges Namibia) durch­geführte Ver­nichtungs­politik als Völker­mord einzu­stufen ist.

Doch die jüngste Belebung der Debatte über Deutschlands koloniale Ver­gangen­heit wird durch fort­gesetzte Ver­drängung, Leugnung und eine popu­listische Rechte, die revisio­nistische Umdeutungen der deutschen Kolonial­vergangen­heit durch­zusetzen versucht, behindert. Eine Kampagne gegen die postkolonialen Studien hat versucht, jede ernsthafte Auseinandersetzung mit den Verbrechen des imperialen Zeitalters zu denunzieren und auszugrenzen.

Henning Melber gibt einen umfassenden und schonungslosen Überblick über die Geschichte der deutschen Kolonialherrschaft und analysiert, wie ihr Erbe in der deutschen Gesellschaft, Politik und den Medien wirkt und debattiert wird. Dabei geht er auch auf die Alltagserfahrungen von Afrodeutschen ein, auf die Rückgabe geraubter Kulturgüter und auf die Auswirkungen der Kolonialgeschichte auf wichtige Institutionen wie beipielsweise das Humboldt-Forum.

Prof. Dr. Henning Melber kam als Sohn deutscher Auswanderer nach Namibia, wo er 1974 der Befreiungs­bewegung SWAPO beitrat. Er ist Professor an den süd­afrika­ni­schen Univer­sitäten von Pretoria und des Frei­staats in Bloem­fontein und arbeitet am Nordi­schen Afrika­institut in Upp­sala/Schweden. Im Juli erscheint sein Buch „The Long Shadows of German Colonialism“ (London: Hurst).

Der Eintritt ist frei.

Diese Veranstaltung findet in Kooperation mit der Fridtjof-Nansen-Akademie für politische Bildung / WBZ Ingelheim und der Volkshochschule Mainz statt. 

Details

Datum:
16 Oktober
Zeit:
18:30 - 20:00
Veranstaltungskategorie:

Veranstaltungsort

Volkshochschule Mainz
Karmeliterplatz 1
Mainz, Rh 55116 Deutschland
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