Am 9. Mai 2025 ist Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren verstorben. Wir nehmen Abschied von einer großartigen, warmherzigen und tief beeindruckenden Frau. Margot Friedländer wurde am 5. November 1921 in eine jüdische Familie geboren. Ihre Mutter Auguste Bendheim und ihr Bruder Ralph wurden 1943 deportiert und im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz ermordet. Margot Friedländer selbst konnte dank zahlreicher Helfer*innen zunächst untertauchen, wurde dann aber, nachdem sogenannte ‚Greifer‘ sie verraten hatten, gefasst und ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.
Die Nationalsozialisten raubten der damals 20-Jährigen wie allen Inhaftierten ihre Identität: „Man ist ja kein Mensch. Wenn man eine Nummer ist, ist man eine Nummer“, so schilderte Friedländer dies nach 1945. Margot Friedländer überlebte genau wie ihr späterer Mann Adolf Friedländer das Konzentrationslager. Von ihrer Mutter blieb ihr einzig die von Nachbarn übermittelte mündliche Botschaft: „Versuche, dein Leben zu machen.“
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entschieden sich Margot und Adolf Friedländer dazu, in die Vereinigten Staaten von Amerika auszuwandern. Lange Zeit sprach sie nicht über ihre Erlebnisse, über das Schicksal ihrer gesamten Familie. Doch sie wurde zu einer der wichtigsten Zeitzeug*innen der Shoah. „Ich spreche für die, die es nicht geschafft haben“, so waren ihre Worte.
2010 kehrte Margot Friedländer im Alter von 88 Jahren zurück nach Deutschland, in ihre Geburtsstadt Berlin. Sogar die deutsche Staatsbürgerschaft nahm sie wieder an. Seitdem widmete sie sich der Aufklärung über die Verbrechen der Nationalsozialisten: „Meine Mission ist: Ich sage, seid Menschen. Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Alles ist gleich.“ 2011 erhielt sie für ihren unermüdlichen Einsatz das Bundesverdienstkreuz. Am Freitag, dem 9. Mai, sollte ihr von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Große Verdienstkreuz verliehen werden.
Mit ihren Worten „Seid Menschen!“ bewegte sie Millionen von Menschen und rief vor allem junge Menschen dazu auf, die Demokratie zu verteidigen. Diese Worte Margot Friedländers sollen uns stetige Mahnung und Verpflichtung sein, uns für ein friedliches Miteinander, für Menschenrechte und unsere Demokratie einzusetzen.

