Nachbericht zur Veranstaltung „Mit Gruß und Bereitschaft“ – jüdische Jugendvereine in Mainz während der NS-Zeit vom 28. September


Am 28. September hielt Henrik Drechsler im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz einen Vortrag zu jüdischen Jugendvereinen in Mainz während der NS-Zeit. Nach einer kurzen Begrüßung durch Angelika Arenz-Morch, der stellvertretenden Vorsitzenden der Stiftung Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz, präsentierte Henrik Drechsler bislang unberücksichtigte Quellen und konnte anhand dieser neuen Kenntnisse über den Bund deutsch-jüdischer Jugend mit Fokus auf den regionalgeschichtlichen Bezug der Ortsgruppe Mainz berichten.

Im Zuge einer gemeinsamen Analyse mit den 17 Anwesenden sollte sich zunächst dem Thema im Allgemeinen genähert werden. Herr Drechsler stieß auf das Thema durch eine Reise nach Israel und den dortigen Besuch des „The central archives for the history of the jewish people“. In diesem Archiv konnte er ungeplant rund 200 Dokumente der Mainzer Ortsgruppe des Bundes deutsch-jüdischer Jugend finden und sichten.

Bereits in den 1920er-Jahren gab es Wandergruppen von jüdischen Jugendlichen. Die meisten dieser Jugendgruppen haben sich als Reaktion auf den gestiegenen Antisemitismus gegründet. Jedoch lassen sich diese Gruppen nicht als homogene Masse verstehen. Herr Drechsler definierte fünf große Strömungen, die größte vermutlich die zionistische und zionistisch-sozialistische Gruppe. Insgesamt gab es vermutlich über ein Dutzend verschiedene jüdische Jugendverbände, samt ihrer jeweiligen Ortsgruppen.

Die gefundenen und bislang nicht berücksichtigten Archivmaterialien sind eine persönliche Sammlung von Gerd Fraenkel. Durch einen interaktiven Austausch mit dem Publikum konnte herausgearbeitet werden, dass der Mitgliederausweis von Gerd Fraenkel einen ersten Einblick in die Organisation der Ortsgruppe bot. Die gemeinsame Analyse konnte durch die Betrachtung von zwei Briefen an Gerd Fraenkel weitergeführt werden. Das Gruppenleben der Mainzer Ortsgruppe des Bunds deutsch-jüdischer Jugend wurde anhand der Notizen über Ausflüge und Fahrten, sowie Aufzeichnungen von Abläufen einzelner Veranstaltungen, die sowohl intern wie öffentlich waren, erarbeitet.

Zum Ende des Vortrags stellte Herr Drechsler anhand von drei Biografien die weiteren Lebensverläufe der Jugendlichen vor, die von 1933/34 bis 1936 in der Mainzer Ortsgruppe Mitglieder waren. Der Abend fand sein Abschluss in einem Gedicht eines jüdischen Jugendlichen von 1936, welches das Gefühl nach Freiheit und die Angst der Jüdinnen*Juden zur damaligen Zeit verdeutlicht:

„Die Hindernisse türmen sich vor uns

und jeder Schritt ist neues Ringen

zu unserer Freiheit führt andrer Weg

und keine Macht kann uns zum Rückzug zwingen.

Die Freiheit vor uns hinter uns Galuth

Wer Freiheit will muss kämpfen glauben

Nichts hält dem Drang des Freiheitswillens stand

Und diesen Wilen kann uns niemand rauben.“

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