Nachbericht: Kathinka Zitz-Halein und die Revolution 1848/49

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „175 Jahre Märzrevolution 1848–2023“ veranstaltete das Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz und dem Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V. einen Vortrag mit Lesung zu Kathinka Zitz-Halein und der Revolution von 1848/49.



In den Revolutionsjahren 1848/49 beteiligte sich Kathinka Zitz (1801–1877) zunächst mit ihren politischen Gedichten, Parolen und Aufrufen für Freiheit und Demokratie am politischen und gesellschaftlichen Leben. Die Ablehnung der Reichsverfassung führte im Frühjahr 1849 zur sogenannten Reichsverfassungskampagne. Zitz nahm nun aktiv handelnd an der Revolution teil. Am 16. Mai 1849 gründete sie in Mainz den Frauenverein „Humania“. Dieser verfolgte den Zweck, Hilfe für die verfolgten, gefangenen und emigrierten Demokrat*innen sowie deren hinterbliebenen Angehörigen zu organisieren. Als Präsidentin der „Humania“ versuchte Zitz, die Hilfeleistungen zu bündeln und stand somit im Mittelpunkt eines Netzes von Kontakten. Als Präsidentin der „Humania“ wurde sie, wie etwa 70 weitere Mainzer Demokrat*innen, im Hochverratsprozess 1850 vor Gericht gestellt. Man warf ihr unter anderem vor, Kämpfende der Revolution mit Kleidung versorgt zu haben.

Die Referentin Derya Özdemir studierte von 2013 bis 2020 Geschichte und Sozialkunde an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, wo sie auch als studentische Hilfskraft und wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. 2021 wurde ihre Masterarbeit zu Kathinka Zitz-Halein mit dem Gutenberg-Stipendium ausgezeichnet. Sie stellte in ihrem Vortrag Leben und Wirken von Kathinka Zitz-Halein dar und legte dabei besonderen Fokus auf ihr Engagement als Vorreiterin der demokratischen Frauenbewegung. Immer wieder wurde ihr Vortrag ergänzt durch die Lesung von Texten und Gedichten von Kathinka Zitz-Halein sowie Briefen an sie als Präsidentin des Vereins „Humania“. Vorgetragen wurden diese unterschiedlichen Textquellen von Clarissa Heann, Geschäftsführerin der History Marketing Agentur h.kommunikation und professionelle Sprecherin.

So wurde unter anderem die Inschrift auf Kathinka Zitz-Haleins Grabstein auf dem Mainzer Hauptfriedhof verlesen:

„Alle, die ihr mich hienieden
Oft gekränkt so tief und schwer,
Gönnt mir nun im Tode Frieden
Und verleumdet mich nicht mehr.
Freudlos machtet ihr mein Leben,
Kalt zertratet ihr mein Glück.
Meine Rache war Vergeben
Keinen Groll ließ ich zurück.“

Gerade durch die verlesenen Textpassagen, die von Kathinka Zitz-Halein selbst stammten, wurde auch ihr schriftstellerisches Werk beleuchtet. Vortrag und Lesung schloss sich eine spannende Diskussion zwischen den etwa 50 Teilnehmenden und der Referentin über Kathinka Zitz‘ Demokratieverständnis, ihr Frauenbild und ihre Rolle als Schriftstellerin an.

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